hart backbord 01-2017
- 10.07.2017Nr.01/2017 ; Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Nr. 02Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â Â
hart backbord
Ein Blatt für Seeleute und interessierte Landratten
unabhängig, weltoffen und seefest
MS Bleichen |
Das Museumsschiff im Hansa-Hafen |
 Das G20-Treffen in Hamburg |
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Spruch der Woche:
Ausgedient
Auch ihr saht einmal bessere Zeiten,
doch eure Tage sind gezählt.
Da habt ihr euch in allen Breiten
Bei Wind und Wetter abgequält,
damit ihr schnelle Reisen machtet.
Nun werdet ihr - hierher gebracht -
als unrentabel ausgeschlachtet
und kurzerhand zu Schrott gemacht,
vom Schornstein bis zur letzten Planke.
Ein Schiff, das unrentalbel fährt,
ist welch tröstlicher Gedanke -
wenigstens noch den Schrottpreis wert.Beklommen frage ich mich leise,
Bern Hardy
ob dieses Schicksal nicht vielleicht
zumindest in gewisser Weise -
dem eines alten Seemanns gleicht?
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MS Bleichen
Die MS Bleichen ist heute eines der zahlreichen Museumsschiffe im Hamburger Hafen. Gebaut 1958 als eines von 20 baugleichen Schiffen, allerdings mit einigen Unterschieden zu ihren Schwestern. Sie war für die Fahrt nach Finnland vorgesehen und hatte die höchste finnische Eisklasse erhalten. Das bedeutet die Bleichen war wegen des zu erwarteten Eisdrucks im Winter besonders verstärkt und auch die Maschinenanlage war, um die Schiffsschraube vor Beschädigung durch dickes Eis zu schützen, modifiziert.
 Das Schiff hatte ein wechselvolles Schicksal. Die ersten zehn Jahre fuhr sie für die Firma Gehrckens Stückgut nach Schweden und Finnland und zurück nach Hamburg Holz und Papier unter anderem für den „Axel Springer Verlag“ („Bild“) allgemeiner Spott in den 60 er Jahren: „Mann wurde durch den Fleischwolf gedreht – Bild sprach mit den Frikadellen…“
So ganz einfach war das Leben auf diesem Schiff wohl nicht. Wie ein Zeitzeuge berichtete, er fuhr so Ende der 50er Jahre auf der Bleichen in der Maschine als Reiniger, war er mit dem Schiff und dem Fahrtgebiet nicht so ganz einverstanden. Die Liegezeiten waren knapp bemessen, denn die Papierrollen waren groß und schnell verstaut. Die Heuer war auch nicht gerade üppig und ansonsten hatte er einen Koch erwischt, mit dessen Kochkünsten er sich nicht anfreunden konnte. Wie er erzählte, verschwand er nach wenigen Reisen und suchte sich ein besseres Schiff mit einem interessanteren Fahrtgebiet.
Auch an Deck war das Leben sicher nicht vergnügungssteuerpflichtig. Allein die Abdeckung der Luken, sie bestand sicher noch aus Segeltuch aus Pflanzenfasern, Plastik kam erst Anfang der Siebziger Jahre in Gebrauch, war schlicht eine Katastrophe. Das Segeltuch nahm die Feuchtigkeit auf und fror bei Minustemperaturen sofort, wurde dadurch steif und unhandlich und was auch wichtig war, durch das Eis viel schwerer… Gegen diese Feuchtigkeit imprägnierte man die Lukenpersennige mit Pferdefett, Handelsname „Feltol“. Auch so eine unangenehme Arbeit. Das verdammte Fett verteilte sich auf der ganzen Kleidung.
Der Autor erinnert sich noch sehr gut an diese Zeiten. Das Schiff war ja in der Regel nicht nachmittags um zwei fertig, sondern eher auf der letzten Schicht, der Dritten. - so so gegen Mitternacht, auch danach. War das Schiff fertig, musste es auslaufen. Zeit war Geld – das galt damals so, wie es heute gilt…
Da musste die gesamte Decksgang ran, Bootsmann, Zimmermann, Matrosen, Decksleute auch die Junggrade und der Moses…
Die Bleichen war auch zu ihrer guten Zeit ein kleineres Schiff, 93 m lang, 12 m breit mit einer Tragfähigkeit von 2219 Tonnen und einer Maschinenleistung von 1800 PS. Damit schaffte sie man gerade 12 Knoten. Böse Zungen behaupteten, die 12 Knoten schaffe sie nur mit achterlichem Wind und Strom...
1970 wurde der Frachter an einen italienischen Eigner verkauft, der ihn 1979 an einen türkischen Reeder weiterreichte. Zuletzt fuhr er unter dem Namen „Old Lady“. 2006 sollte das Schiff abgewrackt werden. Die „Stiftung Hamburg Maritim“ erfuhr davon und kaufte kurz entschlossen den alten Frachter und rettete ihn so vor dem Schneidbrenner. Januar 2007 kam die „Krücke“ zurück nach Hamburg und wird seither von ehrenamtlichen Helfern und Profis von der Werft repariert…
Bis Februar 2016 lag die Bleichen fünf Monate in der Norderwerft in Hamburg und der Schiffsrumpf wurde aufwendig saniert. Verrottete Stahlplatten und andere Teile wurden ausgetauscht. Natürlich wurde alles auf die alte Art durchgeführt. Das bedeutete, wo man damals Nieten anbrachte, wurden diese aufwändig ersetzt. Alles um den ursprünglichen Originalzustand wieder herzustellen.
Natürlich behielt man auch die alten mit Gleichstrom laufenden Ladewinden. Das ganze Ladegeschirr ist im Originalzustand erhalten. Man ist inzwischen recht weit gekommen, in absehbarer Zeit soll eine Probefahrt unternommen werden.
Heute liegt die „Bleichen“ an der Pier an Schuppen 50 - 51, beim Hamburger Hafenmuseum im Hansa-Hafen. Sie kann besichtigt werden, jeden Tag außer Montags
Zu erreichen ist die Bleichen ganz einfach. Mit der S-Bahn fährt man bis zur Station Veddel, geht in Richtung Hafen, nimmt die Unterführung und geht gemütlich auf dem Bürgersteig des Veddeler Damm bis zum Hafenmuseum und von dort an die Pier. Da liegt die „Bleichen“ zusammen mit anderen Oldtimern – einem Schwimmkran, Schuten, einem alten Saugbagger und Dampf- barkassen.
Mitunter findet Sonntags auch „Bungee-jumping“ von einem ausgedienten Kran aus statt… das heißt Mutige stürzen sich an einem Gummiseil ins Hafenbecken… Selbstverständlich gegen eine saftige Gebühr.
Auf der Pier stehen viele ausgediente Hafenkräne und alte Güterwagons. Auch eine kleine Dampflok steht dazwischen, Teile der alten Hafenbahn.
Es gibt also eine Menge zu sehen, ein Besuch lohnt sich.
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Das G20-Treffen in Hamburg
Da war mal wieder richtig was los in Hamburg. Die führenden Staatsmänner dieser Welt trafen sich um über die zunehmenden weltweiten Probleme zu beraten. Es ging nicht nur um die wachsende Klimaänderung, allgemein Politisches, sondern konkret um Flüchtlingsströme, Entwicklung Afrikas, alternative Energieversorgung und was man gemeinsam dagegen tun könnte. Dabei saßen einige der Herren mit am Tisch, die eigentlich schon längst einen gesicherten Aufenthalt mit gesiebter Luft verdient hätten.
Auch der umstrittene amerikanische Präsident war gekommen, der jede Art von internationalem Übereinkommen ablehnt. Gemäß seinem Motto „Amerca first“ beansprucht er für sein Land den größten Teil des Kuchens.. Motto: „Wer arm ist, hat selbst schuld. Unliebsame Wahrheiten werden als „Fake News“ (erfundene Nachrichten) abgetan und die Illegalen würde er am liebsten nach Mexiko zurückschicken
Diese illustre Versammlung hat natürlich europaweit die Chaoten angelockt. Polizisten verprügeln, Schaufenster einwerfen, Mülleimer und Autos anzünden – was man halt so alles macht als überzeugter Chaot. Dabei ist die politische Begründung nur vorgeschoben. Es geht nur darum ein Abenteuer zu erleben… Dabei sind natürlich auch die „Berufschaoten“, die sich mit „Hartz 4“ durchs Leben schlagen, weil sie keine Lust auf Arbeit und Verantwortung haben…
Sie kommen aus ganz Europa. Sogar aus der Schweiz hatten sich 600 potentielle Radaubrüder mit einem Sonderzug nach Hamburg aufgemacht. Nur die Polizei war aufmerksam und durchsuchte den Zug nach einschlägigen Werkzeugen für den Straßenkampf, Präzisionszwillen, Stahlkugeln und anderen gefährlichen Gegenständen. 200 durften in Basel gleich aussteigen und die restlichen 400 waren offensichtlich frustriert, als sie im Hauptbahnhof auf herumstehende Polizisten trafen…
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Spruch der Woche
Der Herr hat das Meer so weit gemacht und tut uns seine Wunder kund,
dass nicht ein jeder Lumpenhund,mit denen die Erde so reichlich gesegnet,
dem ehrlichen Seemann hier draußen begegnet.
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hart backbord, Herausgeber und Redaktion: Hermann Ays, Wiesenweg 65, 22393 Hamburg
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Aktualisiert ( Donnerstag, den 27. Juli 2017 um 09:26 Uhr )